I wü a hackeln!
Am 11. Juni 2025 fand im Gewerkschaftshaus Wien die Inklusionstagung unter dem Motto „I wü a hackeln!“ statt – direkt, ehrlich und selbstverständlich.
Für viele Menschen in Österreich ist Arbeit normal und alltäglich. Für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen bleibt sie jedoch oft schwer erreichbar. Sie stoßen auf zahlreiche Hindernisse – manche sind sichtbar, viele andere nicht. Dadurch arbeiten viele unter ihrem eigentlichen Qualifikationsniveau, haben schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt und übernehmen seltener Verantwortung. Das ist nicht nur unfair, sondern auch ein Problem, das wir als Gesellschaft gemeinsam lösen müssen.

Recht auf Arbeit – ein Menschen Recht
Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – Recht auf Arbeit und gleichen Lohn
Habe ich ein Recht auf Arbeit?
- Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und sichere Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.
- Jeder Mensch hat Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit – ohne jede Diskriminierung.
Wir brauchen Inklusion im Arbeitsleben –
gleiche Chancen und wirkliche Teilhabe.
Recht auf Arbeit und Wertschätzung
„I wü a hackeln“
Inklusionstagung am 11. Juni 2025
Am 11. Juni 2025 standen wir gemeinsam dort – der ÖZIV, die AK Wien, das ÖGB Chancen Nutzen Büro, die PRO-GE und der KOBV – mit einer klaren Botschaft:
Das starkes Signal
Das neue Barrierefreiheitsgesetz kommt
Ein zentrales Signal der Tagung war das Inkrafttreten des Barrierefreiheitsgesetzes. Ab Juni verpflichtet es Unternehmen, Barrieren in Produkten und Dienstleistungen abzubauen. Das ist ein wichtiger Schritt – doch Barrierefreiheit darf nicht beim digitalen Zugang enden.
„Barrierefreiheit muss auch in den Köpfen ankommen, denn dort beginnt Veränderung – und dann am Arbeitsplatz gelebt werden. Und dafür sind solche Treffen zum Austausch wie diese hier heute Goldwert.„
DSA, Valerie Clarke MSM

Vom Reden ins Handeln
Schon zum Start der Veranstaltung wurde deutlich:
Hier geht es nicht nur ums Reden, sondern ums Handeln. Zahlreiche Betriebsräte, Behindertenvertrauenspersonen und Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren vor Ort.
Dr.in Birgit Schrattbauer gab in ihrer Keynote einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen – und zeigte auf, wo noch Lücken bestehen. Zentral war:
Es braucht keine Almosen, sondern
faire Chancen, sichere Arbeitsplätze und Anerkennung.
Valerie Clarke, Geschäftsführerin von Assistenz24, formulierte es bei ihren Begrüßungsworten auf den Punkt: Inklusion ist keine Wohltat, sondern eine Frage der Gerechtigkeit.
Als inklusiver Arbeitgeber beschäftigen wir in unserer Zentrale derzeit 13 Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Auch bei unseren Assistentinnen und Assistenten kommt es immer wieder zu Erkrankungen, die fallweise zu Arbeitsausfällen führen. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, sie gut durch diese Phase zu begleiten und ihnen den Wiedereinstieg zu erleichtern.
Barrieren sind mehr als Stufen und Türen
Ein großes Thema war die Unsichtbarkeit vieler Hindernisse. Oft scheitert Inklusion nicht am Können, sondern am fehlenden Zugang. Vorurteile, unflexible Strukturen und Unwissen wirken wie unsichtbare Mauern.
Barrieren sind also nicht nur Stufen, enge Türen oder fehlende Lifte. Es sind ebenso starre Prozesse, unflexible Arbeitszeiten oder Unsicherheiten im Umgang. Gerade im Berufsalltag zeigt sich, wie sehr Gewohnheiten Veränderungen blockieren. Dabei könnte der Fachkräftemangel ein Motor für neue Lösungen sein – wenn wir bereit sind, alte Denkmuster zu verlassen.
Was uns verbindet: der Wille, echte Teilhabe möglich zu machen – in der Arbeitswelt und darüber hinaus.

Gute Beispiele machen Mut
Innovative Arbeitsmodelle: Nicht Luxus, sondern notwendig
Im ersten Panel wurden Best Practices vorgestellt:
Unternehmen mit Jobcoaching-Programmen, flexiblen Arbeitszeiten und barrierefreien digitalen Tools. Diese Maßnahmen helfen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern erleichtern den Alltag allen Mitarbeitenden.
Das machte deutlich: Für mehr Inklusion braucht es nicht immer große Reformen. Oft genügen Verständnis, Offenheit und der Wille, neue Arbeitsmodelle auszuprobieren.
Wenn Arbeit zum Drahtseilakt wird
Besonders bewegend war der Vortrag von Alexander Greiner, Journalist und Autor des Buches: „Als ich dem Tod in die Eier trat“. Er erzählte von seiner Krebserkrankung und den damit verbundenen beruflichen Hürden. Sein Auftritt zeigte: Es geht nicht um Mitleid, sondern um Mut, um Lebenswillen und um Strukturen, die auch in schweren Zeiten tragen.
Inklusion braucht Struktur – nicht nur guten Willen
In den Panels und Workshops ging es dann um konkrete Lösungen: flexible Arbeitszeitmodelle, barrierefreie Arbeitsplätze, psychische Belastung im Job, aber auch um das Bild von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft. Viele spannende Inputs – und noch mehr Fragen, die wir mitnehmen sollten:
- Wie schaffen wir echte Chancengleichheit im Recruiting?
- Wie unterstützen wir Mitarbeitende in Ausnahmesituationen?
- Und wie sorgen wir dafür, dass Inklusion nicht vom Engagement einzelner abhängt, sondern systematisch verankert wird?
Fazit:
Mehr als ein Tag – ein Auftrag
Für mich war der Inklusionstag ein Anstoß, genauer hinzuschauen – und noch mehr aktiver zu werden. Für mich war der Inklusionstag ein Tag voller Begegnungen, ehrlicher Geschichten und mutiger Forderungen. Ich bin mit dem festen Entschluss gegangen, in meinem beruflichen Umfeld noch aktiver Veränderungen voranzutreiben.