Urlaub?

Ja, aber bitte barrierefrei!

Dieses Jahr hat es mich in die Vereinigten Staaten verschlagen – ein Land der Gegensätze, auch wenn es um Barrierefreiheit geht. Weil gerade Urlaubszeit ist und viele unterwegs sind, habe ich mir bewusst angeschaut, wie gut (oder weniger gut) Menschen mit Behinderungen dort durchs Leben kommen – fernab vom Gewohnten, vom Alltag zu Hause.

Eines ist klar: Es gibt viele gute Beispiele. Vieles ist machbar – wenn man will. Manche Orte, besonders in größeren Städten, setzen auf inklusive Lösungen: abgesenkte Bordsteine, akustische Ampeln, Rollstuhlrampen, Fahrstühle mit Brailleschrift – das volle Programm. Da merkt man: Hier wurde Barrierefreiheit nicht als Zusatz gedacht, sondern als selbstverständlicher Teil der Infrastruktur.

Aber dann gibt es auch die anderen Momente. Etwa einen Notrufkasten mitten auf dem Gehweg, der ohne Hör- oder Sprachfähigkeit kaum zu bedienen ist. Oder Priority-Schilder in Bussen, die zwar Menschen mit Behinderung zeigen, aber zu hoch hängen, um sie vom Rollstuhl aus gut lesen zu können. Da wird klar: Es geht nicht nur darum, ob etwas vorhanden ist – sondern wie es umgesetzt wurde.

Und genau darum geht es in diesem Text: Nicht mit dem Finger zeigen, sondern Möglichkeiten aufzeigen. Denn vieles ist schon da, manches ist gut gedacht – aber noch nicht zu Ende gedacht.

Das Foto zeigt eine breite Außentreppe, die nach oben zu einem Ausgang oder Übergang führt. Die Treppe besteht aus hellbraunen Stufen mit einem rutschfesten Belag an den Vorderkanten. In der Mitte und an beiden Seiten der Treppe sind silberne Handläufe aus Metall angebracht. Über der Treppe befindet sich ein Glasdach mit integrierten runden Lampen, das von einem schwarzen Metallrahmen gehalten wird.

Im Hintergrund sind moderne Gebäude mit Glasfassaden zu sehen, hinter denen teilweise grüne Bäume hervorschauen. Über den Bäumen ragt ein hohes, modernes Hochhaus mit runden Balkonen in den Himmel. Die Szene ist bei Tageslicht aufgenommen, der Himmel ist klar und blau. Sonnenlicht scheint auf die oberen Teile der Bäume und Gebäude.

Zwischen Glasdach und Hindernis

Auf den ersten Blick wirkt diese breite Treppe modern, gepflegt, fast einladend – flankiert von glänzenden Handläufen und überdacht mit klarem Glas, das den Blick in den Himmel freigibt.

Doch wer nicht auf zwei Beinen unterwegs ist, sieht hier vor allem eines: eine Mauer. Denn was für viele ein einfacher Weg nach oben ist, bedeutet für Rollstuhlfahrende, Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen ein klares Stoppschild. Kein Aufzug, keine Rampe – Barrierefreiheit? Fehlanzeige.

In einer Stadt, die sich als inklusiv versteht, sollten solche Orte der Vergangenheit angehören. Sichtbare Architektur darf nicht unsichtbare Ausschlüsse schaffen. Es geht nicht nur um schöne Zugänge, sondern um zugängliche Schönheit – für alle.

Berühren erlaubt

Ein Finger zeigt nach oben. Nicht als Warnung, sondern als Einladung: „Please feel free to touch the model“ – bitte berühren! Eine kleine Tafel, die viel sagt. Denn wo sonst „Nicht anfassen!“ steht, beginnt hier echte Barrierefreiheit.

Direkt darunter: Brailleschrift für blinde Menschen, daneben Piktogramme für Audiodeskription, Gebärdensprache und Hörführungen. Diese Gestaltung denkt mit – an Menschen, die hören, fühlen, tasten, lesen oder sehen auf ganz eigene Weise.

Sie zeigt, wie einfach Zugänglichkeit sein kann, wenn sie gewollt ist. Nicht jeder Raum muss perfekt sein, aber jeder Raum kann anfangen, inklusiv zu werden. Und manchmal reicht schon eine Tafel, die zum Anfassen einlädt, um einen Zugang zu schaffen – nicht nur zum Modell, sondern zu einer gerechteren Welt.

Das Foto zeigt eine Informationstafel an einer Wand. Links ist ein quadratisches Schild mit dunklem Hintergrund. In der Mitte dieses Schilds ist eine stilisierte, weiße Hand mit erhobenem Zeigefinger abgebildet – ein Symbol, das auf „Berühren erlaubt“ hinweist. Darunter steht in weißer Schrift:
„Please feel free to Touch the Model“
(Du darfst das Modell gerne berühren.)

Unter dem Text befindet sich eine Zeile mit Brailleschrift (Punktschrift), die denselben Satz in taktiler Form wiedergibt.

Rechts daneben sind drei kleinere, farbige Schilder übereinander angebracht:

Oben: Ein türkisfarbenes Quadrat mit der Zahl „400“ und einem Symbol für Kopfhörer – dies steht vermutlich für eine Audioführung.

Mitte: Ebenfalls türkis, auch mit „400“, aber mit dem Symbol zweier Hände in Gebärdensprache – das weist auf ein Angebot in Gebärdensprache hin.

Unten: Ein blaues Quadrat mit der Zahl „600“, Brailleschrift und dem Kürzel „AD“ mit Schallwellen – das steht für Audiodeskription, also eine Bildbeschreibung für blinde und sehbehinderte Menschen.

Nicht nur Knöpfe drücken – sondern Barrieren senken

Das Foto zeigt das Innenpanel eines Aufzugs. Es ist aus gebürstetem Metall und mit vielen runden Tasten ausgestattet, die in mehreren Spalten und Reihen angeordnet sind. Die Tasten sind metallisch, leicht erhaben und mit Stockwerkzahlen versehen. Neben jeder Zahl befindet sich die gleiche Information auch in Brailleschrift (Punktschrift). Links neben den Zahlen gibt es kleine Schlüsselschalter, mit denen man einzelne Stockwerke aktivieren oder deaktivieren kann – sie sind mit „OFF“ und „ON“ beschriftet. Unter den Stockwerk-Tasten befinden sich mehrere Funktionstasten: Ein roter Notrufknopf mit der Aufschrift „EMERGENCY STOP“ (Not-Halt). Eine Taste mit einem Glockensymbol (vermutlich für den Alarm). Tasten zum Öffnen und Schließen der Türen, ebenfalls mit Brailleschrift versehen. Eine Taste mit einem Telefonhörer (vermutlich für Hilfe/Notruf). Alle wichtigen Bedienelemente sind taktil lesbar und visuell gut kontrastiert. Einige Tasten leuchten, wenn sie aktiviert sind.

Ein Aufzug voller Knöpfe – auf den ersten Blick wirkt er unspektakulär, fast schon ein wenig altmodisch. Ein Kasten, ein paar Tasten, vielleicht ein leises Surren, wenn sich die Tür schließt. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Dieser Aufzug ist mehr als nur ein Transportmittel zwischen Etagen. Er ist ein stilles Symbol für gelebte Inklusion.

Denn jede Taste trägt nicht nur eine sichtbare Zahl oder Funktion, sondern auch Brailleschrift. Für blinde oder sehbehinderte Menschen ist das keine Kleinigkeit – es ist der Unterschied zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung. Ob es um die Taste für die 12. Etage geht, den Alarmknopf oder den Notruf: Alles ist tastbar, fühlbar, nutzbar – ohne fremde Hilfe, ohne Bitten, ohne Barrieren.

Barrierefreiheit funktioniert dann am besten, wenn sie unaufgeregt daherkommt. Wenn sie nicht protzt oder auffällt, sondern einfach da ist – selbstverständlich und durchdacht. Der Moment, in dem jemand mit einer Sehbehinderung selbstständig in den Aufzug steigt und ohne zu zögern den gewünschten Knopf findet, ist gelebter Respekt. Keine Sonderlösung, sondern eine inklusive Lösung.

Inklusion heißt nicht, dass alles neu, modern und digital sein muss. Manchmal ist ein Stück Metall mit Braille-Beschriftung ein viel größerer Fortschritt als die neueste App. Es geht nicht darum, Technik zu feiern, sondern Haltung zu zeigen – eine Haltung, die sagt: Du bist hier nicht nur mitgedacht, du bist mitgemeint.

Und wer sich auf Etage 34 befindet, wird vielleicht nicht darüber nachdenken, wie er dorthin gekommen ist. Für andere aber war dieser Weg nur möglich, weil jemand vorausschauend geplant, gestaltet und mitgedacht hat.

Barrierefreiheit beginnt im Detail. Und manchmal zeigt sich genau dort, wie weit wir als Gesellschaft wirklich gekommen sind.

OK, OK, NO – Klartext im Straßenverkehr

Stell dir vor, du bist in der Stadt unterwegs – zu Fuß, im Rollstuhl oder mit dem Auto. An einer Kreuzung fällt dein Blick auf ein großes Schild: Drei klare Pfeile, begleitet von gerade mal zwei kurzen Wörtern. „OK“, „OK“ – und „NO“. Zack, verstanden! Ohne langes Lesen weißt du, wo du darfst und wo nicht.

Genau das ist es, was gute Beschilderung ausmacht – und dieses Schild macht’s richtig. Statt sich in Paragrafendeutsch oder langen Formulierungen zu verlieren, spricht es eine universelle Sprache: Pfeile, Farben, klare Begriffe. Auch wenn du die Schriftsprache nicht perfekt beherrschst oder nur wenig Zeit hast, ist die Botschaft verständlich.

Gerade im Sinne der Barrierefreiheit ist das ein Fortschritt. Die Kontraste sind stark, die Botschaft ist kurz und visuell klar codiert. Für viele Menschen mit Lernschwierigkeiten oder begrenztem Sprachverständnis kann das ein echter Gewinn sein. Natürlich: Noch besser wäre es, wenn das „NO“ durch ein einheitliches Symbol ergänzt würde – zum Beispiel ein durchgestrichener Pfeil. Aber unterm Strich: Dieses Schild macht vieles richtig.

Barrierefreiheit bedeutet nicht immer, alles für alle perfekt zu machen – sondern möglichst viele Menschen mitzudenken. Und hier zeigt sich: Klare Symbolik kann manchmal inklusiver sein als ein ganzer Roman auf Blech.

Das Foto zeigt ein großes Verkehrsschild aus Metall, das unter einem Überdach hängt. Auf dem Schild sind drei dicke schwarze Pfeile abgebildet, die unterschiedliche Fahrtrichtungen zeigen: Einer geht nach links oben, einer geradeaus und einer nach rechts. Über dem linken und dem mittleren Pfeil steht jeweils in großen Buchstaben „OK“. Über dem rechten Pfeil, der eine abwärts gebogene Rechtskurve anzeigt, steht hingegen „NO“ in roter Schrift. Der Hintergrund ist weiß, die Pfeile und der Rahmen dunkelblau. Rund um das Schild sind reflektierende, silberne Flächen eingelassen. Im unteren Rand steht klein: „DEPT OF TRANSPORTATION“. Im Bildhintergrund ist ein historisches Steingebäude mit Spitzdach zu sehen.

Ampel mit Anleitung

Kennst du das Gefühl, an einer großen Kreuzung zu stehen und dich zu fragen: „Darf ich jetzt gehen – oder lieber nicht?“ Für viele ist das eine Kleinigkeit. Für andere aber – etwa Menschen mit Seh- oder kognitiven Einschränkungen – kann genau das eine echte Herausforderung sein.

Das Bild zeigt einen gelben Fußgänger-Ampelknopf an einem Straßeneck. Oben ist eine silberne Infotafel mit schwarzem Rahmen angebracht. Darauf befinden sich verschiedene Piktogramme, Leuchtsymbole und Texte auf Englisch, die das Verhalten an der Ampel erklären.

Von oben nach unten steht:

Ein Fußgängersymbol mit der Anweisung: „Start Crossing – Watch for Vehicles“ (Losgehen – auf Fahrzeuge achten).

Darunter eine blinkende rote Hand mit dem Text: „Don’t Start – Finish Crossing if Started“ (Nicht starten – wenn du schon gehst, zügig weitergehen).

Ein digitales Countdown-Feld mit der Anzeige „08“, das die verbleibenden Sekunden anzeigt.

Ein weiteres rotes Handzeichen mit dem Hinweis „Steady – Don’t Cross“ (Stopp – nicht überqueren).

Ganz unten steht: „Push button to cross“ (Knopf drücken, um zu gehen), mit einem Pfeil nach links.

Unter der Tafel ist ein großer gelber Druckknopf mit einer Pfeilplatte und der Prägung „PEDSATEY – Made in USA“.

Im Hintergrund ist ein Bürgersteig und ein Teil der Straße zu sehen. Rechts oben im Bild trägt eine Person einen grauen Rucksack, sie steht teilweise im Bild.

Dieses Ampelsystem versucht, Klarheit zu schaffen. Und ehrlich gesagt: Es macht einiges richtig.

Große, kontrastreiche Piktogramme, klar strukturierte Infos und ein Countdown-Timer – das hilft beim sicheren Überqueren. Vor allem das visuelle Feedback durch rote Hände, weiße Figuren und Zahlen schafft Orientierung.

Doch ganz ehrlich? Perfekt barrierefrei ist das Ganze noch nicht. Die Sprache ist nur auf Englisch. Es fehlt ein akustisches Signal für blinde oder sehbehinderte Menschen. Und auch die Menge an Informationen kann überfordern, wenn es schnell gehen muss. Eine einfache Farbcodierung mit Tonsignal wäre oft effektiver.

Trotzdem: Die Idee hinter diesem System ist gut – Technik soll helfen, nicht verwirren. Und dieser gelbe Helfer am Straßenrand zeigt, wie smarte Lösungen im Alltag mehr Sicherheit bringen können. Vorausgesetzt, man denkt beim Design an alle.

as Bild zeigt einen gelben Ampelknopf für Fußgänger:innen, montiert an einem grauen Ampelmast am Straßenrand.

Oben am Gerät befindet sich ein rechteckiges Schild mit einem weißen Hintergrund und einem dicken schwarzen Rahmen. Darauf ist ein schwarzes Piktogramm einer Person mit einem weißen Langstock abgebildet – Symbol für eine blinde oder sehbehinderte Person.

Darunter steht in großen, schwarzen Großbuchstaben:
„PUSH BUTTON FOR AUDIBLE SIGNAL“
(auf Deutsch: „Knopf drücken für akustisches Signal“).

Darunter ist der gelbe Knopf selbst zu sehen – mit einer schwarzen runden Fläche in der Mitte, auf der ein silberner Pfeil nach rechts zeigt. Darunter ist der Schriftzug „PEDSATEY – MADE IN USA“ ins Gehäuse geprägt. Der Hintergrund zeigt einen Fahrradstreifen und eine Straße.

Manchmal ist es nur ein kleiner Knopfdruck – und doch macht er einen großen Unterschied.

Was für viele nur ein Ampelknopf ist, bedeutet für blinde oder sehbehinderte Menschen ein Stück Sicherheit und Selbstständigkeit. Der gelbe Kasten an der Straßenecke sendet nach dem Drücken ein akustisches Signal, das anzeigt, wann es sicher ist, die Straße zu überqueren.

Klingt simpel? Ist es auch – und gerade deshalb so genial.
Denn Barrierefreiheit muss nicht kompliziert sein. Es geht darum, Alltagssituationen für alle zugänglich zu machen. Ob im Rollstuhl, mit einem Kinderwagen oder mit Sehbehinderung – gute Stadtplanung denkt inklusiv.

Klar, es gibt noch Luft nach oben: Die Beschriftung ist nur auf Englisch, Braille fehlt, und die Pfeilrichtung könnte für blinde Menschen besser fühlbar sein. Aber: Der Wille zur Inklusion ist da. Und das zählt.

Wenn Städte so ausgerüstet sind, dass alle Menschen sicher am Verkehr teilnehmen können, ist das mehr als Technik – es ist ein Signal für Respekt und Gleichberechtigung im öffentlichen Raum.

Ein kleiner Hinweis mit großer Wirkung

In vielen Bussen und Bahnen findet man sie – die kleinen, oft unscheinbaren Schilder mit großer Bedeutung. Auch auf diesem Bild begegnet uns so ein Hinweis: Ein Schild, das ganz selbstverständlich etwas Selbstverständliches fordert – Rücksicht und Respekt.

Auf dem Bild ist ein Schild in einem öffentlichen Verkehrsmittel zu sehen, das über einem Sitzplatz angebracht ist. Links auf dem Schild sind drei weiße Piktogramme auf blauem Hintergrund: Eine Person im Rollstuhl, eine schwangere Person und eine ältere Person mit Gehstock. Rechts daneben steht in weißer Schrift auf lilafarbenem Hintergrund: „Priority seating for persons with disabilities or less able to stand“ – auf Deutsch: „Bevorzugte Sitzplätze für Menschen mit Behinderungen oder eingeschränkter Stehfähigkeit“. Das Schild ist mit Schrauben an der Innenwand eines hell gestrichenen Fahrzeugs befestigt. Im unteren Bildbereich ist ein silberfarbener, strukturierter Sitz oder eine Lehne zu sehen.

Priority seating for persons with disabilities or less able to stand“ – also Vorrangplätze für Menschen mit Behinderungen oder für alle, die nicht gut stehen können. Das klingt einfach, doch die Umsetzung im Alltag ist nicht immer so selbstverständlich, wie sie sein sollte.

Die Piktogramme sind eindeutig: Rollstuhl, Babybauch, Gehstock. Sie erinnern daran, dass ein Sitzplatz mehr sein kann als nur Komfort. Er kann Teilhabe bedeuten, Sicherheit und Selbstbestimmung. Gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen ist ein barrierefreier Zugang zu Sitzgelegenheiten ein zentrales Stück Alltagstauglichkeit.

Solche Schilder mögen klein sein – ihre Wirkung aber kann groß sein. Sie fordern keine Höflichkeit, sie mahnen zur Gerechtigkeit. Denn Barrierefreiheit beginnt nicht bei Rampen und Aufzügen, sondern bei der Haltung gegenüber den Menschen, die auf solche Zeichen angewiesen sind.

Notruf mit Hürden

Das Bild zeigt einen alten, roten Notrufkasten, wie er in Städten in den USA, zum Beispiel in New York, an Straßenkreuzungen zu finden ist. Der Kasten hat zwei große, quadratische Tasten: Links eine rote Taste mit der Aufschrift „Fire“ (Feuerwehr) und dem Symbol einer Flamme. Rechts eine blaue Taste mit der Aufschrift „Police“ (Polizei) und einem Schild-Symbol. Über den Tasten befindet sich ein silberfarbenes Gitter mit Löchern, vermutlich ein Lautsprecher oder Mikrofon. Darunter steht auf einer Metallplatte in Englisch eine Anweisung:

Lift cover

Push button

Answer operator
YOU MUST ANSWER TO GET HELP

Der gesamte Kasten ist mit schwarzen Kabelbindern befestigt und mit weißem Graffiti beschmiert. Im Hintergrund sieht man einen Straßenübergang mit einem Zebrastreifen und Gebäuden.

Auf den ersten Blick wirkt dieser rote Notrufkasten fast charmant altmodisch. Zwei Knöpfe, klare Farben: Rot für Feuer, Blau für Polizei. Die Anweisung darunter scheint einfach: „Deckel hoch, Knopf drücken, mit der Zentrale sprechen.“ Doch was so simpel erscheint, kann für viele Menschen zu einer unüberwindbaren Barriere werden.

Was ist mit Menschen, die die kleinen Buchstaben nicht lesen können? Was, wenn jemand keine Kraft hat, den Deckel zu heben – oder Schwierigkeiten mit der Sprache hat? Was, wenn man gehörlos ist und auf visuelle Kommunikation angewiesen wäre?

Barrierefreiheit heißt eben nicht nur: „Es funktioniert für die meisten.“ Es heißt: Es funktioniert für alle. Ein Notrufsystem, das auf Sprechen und Hören angewiesen ist, schließt Menschen mit Hör- oder Sprachbehinderungen automatisch aus. Genauso wie Menschen mit eingeschränkter Mobilität, die die Tasten nicht erreichen oder bedienen können.

Technisch mag der Kasten funktionieren – aber barrierefrei ist er nicht. Und im Ernstfall kann genau das Leben kosten. Es ist ein stilles Mahnmal dafür, wie weit der Weg zur echten Inklusion im öffentlichen Raum noch ist. Barrierefreiheit endet nicht bei Rampen – sie beginnt bei der Frage: „Wer kann das hier eigentlich benutzen?“

Inklusion auf Reisen heißt nicht nur schöne Aussichten genießen, sondern auch sehen, wie unterschiedlich Barrieren aussehen können. Und wie viel Gestaltungsspielraum noch da ist, um sie abzubauen.